Von Julia Spors

Beilstein – Es waren am Samstagabend in der Beilsteiner Langhanshalle keine drei Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, als wohl jeder merkte: Es ist etwas anders. Denn während sich die Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal in der ersten Halbzeit des BWOL-Derbys gegen den TSV Bönnigheim noch völlig von der Rolle präsentiert hatten und im Angriff so gut wie gar nichts zusammen bekamen, lief es plötzlich. Im Angriff überrannten die SG-Frauen die Gäste auf einmal förmlich, in der Abwehr packten sie endlich konsequent zu. Allen voran Rückraumspielerin Sina Klenk, die wohl sinnbildlich für die Steigerung des gesamten Teams stand.

Klenk ackerte in der Abwehr konzentriert, fischte immer wieder die Bälle heraus und ging im Angriff vornweg – ob selbst als Schützin vom Siebenmeterpunkt sowie aus dem Feld heraus oder als Bälleverteilerin und Zuspielerin von Kreisläuferin Cinja Wehe. Klenk nahm sich ein Herz, als es dringend nötig war und weckte ihr Team sowie die Zuschauer in der voll besetzten Halle zudem noch mit emotionalen Gesten auf. „Ich hab in der zweiten Halbzeit gemerkt, dass es läuft. In der ersten Halbzeit war ich irgendwie noch gar nicht richtig da. Das war irgendwie keiner. Jeder ist vor- und zurückgelaufen und hat sein Ding abgespult. Aber mehr auch nicht“, meinte sie später und gab einen kurzen Einblick in die Gedanken während der Halbzeitpause, in die die SG-Frauen mit einem 8:12-Rückstand gingen – absolut verdient wohlgemerkt. „Ich hatte noch das Hinspiel im Kopf. Damals war ich verletzt und konnte nicht helfen. Ich habe mir dann geschworen, dass ich dem Team heute helfen werde.“ Gesagt, getan.

Einer aufweckenden Traineransprache in der Kabine folgte eine glänzende zweite Halbzeit, in der alle Spielerinnen der SG mindestens eine Schippe drauflegten. Angefangen bei Torhüterin Tabea Kraft, die in der ersten Hälfte völlig abgetaucht war, in der zweiten Halbzeit dann aber einen Ball nach dem anderen hatte, bis hin zu Kreisläuferin Cinja Wehe, die in den Augen ihres Trainers Michael Stettner „ihr mit Abstand bestes Spiel im SG-Trikot gemacht hat“ und am Ende mit sieben Toren beste Schützin war. „Cinja hat das heute ganz stark gemacht. Sie hat auch immer wieder tolle Sperren gestellt“, lobte auch Mitspielerin Sina Klenk später und meinte: „Das war eine richtige Mannschaftsleistung.“

Gemeinsam machte man aus dem 8:12-Rückstand zur Pause schnell ein 14:14 (40.), ehe Sina Klenk das Team mit ihrem Treffer zum 15:14 erstmals wieder in Führung brachte. Anschließend bauten die Bottwartälerinnen ihren Vorsprung noch so weit aus, dass man am Ende beim 28:21 sogar sieben Tore Vorsprung hatte. „Vier Tore Rückstand sind im Handball eigentlich nichts, das wussten wir zur Pause. Wir hatten ja noch 30 Minuten vor uns, aber dass es am Ende so deutlich wird, hätte ich nicht gedacht“, sagte Klenk später und meinte nur: „Die zweite Halbzeit hat wirklich Spaß gemacht.“ Trainer Michael Stettner resümierte passend: „Nach der Pause waren wir viel giftiger und galliger. Das war super.“

SG Schozach-Bottwartal: Kraft, Schweizer – Bieser, Ziegler (1), Müller (5/1), Brunn, Günsoy, Benz (4), Klenk (5/2), Wehe (7), Mangold (1), Guyomard (5).