Von Carina Scholl

Wenn der SKV Oberstenfeld auf die SG Schozach-Bottwartal trifft, platzen die Sporthallen jedes Mal aus allen Nähten. Mehrere hundert Zuschauer stopfen sich auf die engen Tribünen und fiebern mit, wenn sich die beiden Württemberglisten duellieren. Nur wenigen Handballspielen in der Region kommt so viel Aufmerksamkeit entgegen wie diesem Lokalderby. Am Freitagabend war es wieder soweit: Ausnahmezustand in der Oberstenfelder Sporthalle.

Ein wirklich gutes Spiel war es nicht. Doch bei so viel emotionaler Aufladung war das fast nebensächlich. Dank der extremen Wende, die die Partie nahm, hatten die Zuschauer trotzdem einen aufregenden Handballabend. Denn zunächst sah es so aus, als würde sich die SG Schozach-Bottwartal die Krone aufsetzen. Sie startete besser, obwohl der Anfang auf beiden Seiten völlig zerfahren war. Hektik und Fehler kennzeichneten die Partie – das legte sich bis zum Schluss nicht. Anfangs spielte die SG aber besser. Tore gelangen ihr vor allem über den Kreis oder über die linke Angriffsseite, und Oberstenfeld blieb in dieser Phase nur dran, weil sich die Gäste so viele technische Fehler leisteten. Nach und nach wurde SG-Torhüter Philip Hämmerling zum Faktor. Unter anderem mit drei gehaltenen Siebenmetern in Folge, davon eine wichtige Doppelparade, als er Strafwurf und Nachwurf hielt, gab er seinen Farben, die notwendige Rückendeckung. Zusätzlich patzte Oberstenfeld regelmäßig in der Abwehr. Und bei der SG war eben jeder Schuss ein Treffer. Und so stand es in der 23. Minute 6:12 aus Sicht des SKV.

Tatsächlich hätte die SG sogar die Chance gehabt, den Sack noch vor der Pause zuzumachen. Stattdessen ließ sie den SKV wieder in die Partie kommen. Drei schnelle Kontertore, und schon stand es 9:12. Und so ging der SKV mit nur drei Toren Rückstand in die Halbzeit. Das gab Rückenwind. Oberstenfeld kam selbstbewusst aus der Kabine, glich aus und ging nach 42 Minuten erstmals in Front. Der Führungstreffer war eines Derbys übrigens würdig. Frech lupfte Rechtsaußen Nick Teske den Ball überSG-Torhüter Hämmerling zum 20:19.

Das Blatt hatte sich gewendet, aber nicht, weil der SKV besser spielte, sondern weil er den Sieg mehr wollte. Die SG hingegen schlug sich selbst, ließ sich ein ums andere Mal den Ball klauen, kassierte deshalb einen Konter nach dem anderen und ballerte unvorbereitet aus dem Rückraum. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hielt Oberstenfelds Torhüter Nikolai Uhl, der in der ersten Hälfte keinen Finger am Ball hatte, jetzt praktisch alles. Sieben Minuten vor Schluss führte der SKV mit fünf Toren. Zwar gelang der SG noch Schadensbegrenzung, aber das konnte sie über den Endstand von 26:24 auch nicht trösten.

„Wir waren in der ersten Halbzeit überlegen. Unsere Abwehr stand super, das Torhüterduell haben wir klar gewonnen – und dann gehen wir trotzdem nur mit drei Toren Vorsprung in die Pause. Das ist einfach zu wenig“, ärgerte sich Tobias Klisch. „Mehrere Spieler sind 55 Minuten auf dem Feld. Darunter leidet die Konzentration. Am Ende fehlen drei oder vier Prozent, die den Unterschied machen.“ Auf der anderen Seite strahlte SKV-Coach Michael Walter über beide Ohren: „Wieder haben Kleinigkeiten entschieden. Mein Team war heute bereit, in der Abwehr einen Tick mehr zu geben und nach vorne noch einen Tick schneller zu spielen. Das hat am Ende den Unterschied gemacht.“

SG Schozach-Bottwartal: Ernst, Hämmerling – Gallus (5), Heinz, Keller (1), Rossmeier, Linder (1), Schmitz (2), Marjanovic (4), Soteras Merz (2), Weckerle (2), Ziegler (2), Zluhan (4/4)